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Tabuthema Harninkontinenz
11.10.2018
Peinliche Momente müssen nicht sein
Tabuthema Harninkontinenz

Viele Frauen im mittleren und höheren Alter leiden unter unkontrolliertem Urinverlust, doch kaum eine spricht mit ihrem Arzt über das Thema. Möglichkeiten zu Vorbeugung und Behandlung der Inkontinenz zeigt der Berufsverband der Frauenärzte (BVF) auf.

Jede dritte ältere Frau betroffen – und kaum eine redet darüber
Zum Thema Harninkontinenz veröffentlichte das Robert Koch-Institut zusammen mit dem Statistischen Bundesamt einen Gesundheitsbericht mit alarmierenden Zahlen: Mehr als jede 10. Frau im Alter zwischen 40 und 49 Jahren leidet unter unfreiwilligem Urinverlust, zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr ist jede 4. Frau betroffen und über 80 Jahren jede 3.

„Mehr als die Hälfte der Frauen, die inkontinent sind, hat jedoch noch nie darüber mit ihrem Frauenarzt gesprochen,“ betont Christian Albring, Präsident des BVF. „Häufig finden sich gerade bei älteren Damen chronische Harnwegsinfektionen, die mit einem Antibiotikum, gegebenenfalls unterstützt durch eine lokale Hormonbehandlung, sehr gut behandelt werden können. Oder es findet sich eine Schwäche des Beckenbodens, die einer ärztlichen Behandlung zugänglich ist.“

Vorbeugen ist die beste Medizin
Der Frauenarzt erklärt: „Eine Schwäche des Beckenbodens reagiert oft gut auf ein spezielles Muskeltraining oder eine […] physiotherapeutische Behandlung.“ Positiv auf einen funktionierenden Verschluss der Harnröhre wirkt sich auch eine Gewichtsreduktion aus. „Bei vielen Patientinnen drückt der übergewichtige Bauchraum auf die Blase, deren schwacher Verschluss dadurch nicht hält“, führt Albring aus. „Sport hilft, den Beckenboden zu kräftigen. Außerdem ist das Risiko für Beckenbodenprobleme größer bei Frauen, die Schwangerschaften […] hinter sich haben. Konsequente Beckenbodengymnastik nach der Geburt ist ein Muss.“

Das weibliche Sexualhormon Östrogen regeneriert die Schleimhautschichten von Vagina und Harnröhre. Sinkt der Hormonspiegel, wird die Schleimhaut der Harnröhre dünner. Albring erläutert: „Deshalb kann es passieren, dass die Harnröhre nicht mehr […] dicht abschließt. Eine örtliche Behandlung mit einer Hormonzubereitung, die nur lokal wirkt, […] wirkt auch auf Harnröhre und Blase, so dass […] der Verlust von Harn aufhört.“ Inkontinenzhöschen sieht der Frauenarzt als eine der letzten Möglichkeiten. „Aber auch hier ist das Gespräch mit dem Frauenarzt günstig, denn solche Inkontinenz-Produkte können auf einem Heilmittelrezept verordnet werden.“

Quelle: BVF

Simone Lang
: apotheken.de